Nachdem ich den Opel Combo nicht mehr habe, muss ein gebrauchter, aber guter Kastenwagen gefunden werden. Ich bin mir jedoch nicht sicher was ich möchte. Soll es etwas kleines wie ein VW-Bus oder etwas mächtiges wie ein Mercedes Vario werden? Wochenlang beschäftige ich mich mit diversen Layouts und hinterfrage meinen Bedarf. Da ich durch den Verlust des Camping-Combo auch immobil bin, muss erst einmal ein fahrbarer Untersatz her. Da sich auf die schnelle kein brauchbarer Van finden lässt, lege ich mir fürs erste einen kleinen PKW zu.
Mein Camping Van Projekt startet
Zunächst einmal möchte ich erklären, das ich zum Zeitpunkt des Ausbaus noch nicht wusste, das ich mal einen Blog schreibe. Deshalb existieren nur wenige Fotos dieses Umbaus. Es gibt lediglich ein paar Schnappschüsse, die ich mit dem Handy gemacht habe, um sie mit Freunden zu teilen.
Die Wochen vergehen, ich studiere täglich die Annoncen. Hier und da schau ich mir einen vielversprechenden Kandidaten an. Mal einen Opel Movano, mal einen Volkswagen T4 und mal einen Renault Master. Leider sind die meisten Autos in einem nicht wirklich tollen Zustand und ich beschließe weiter zu suchen. Dann endlich, ein Inserat auf mobile.de. Verkauft werden soll ein Fiat Ducato Bus – kurz und flach, sprich L1H1. Der Wagen steht in Frankfurt, also nichts wie hin. Da steht er auf dem Hof – einer silberfarbener Bus, 9 Sitze, rundum verglast. wirkt ganz nett, aber auch groß, im Vergleich zu einem T4. Der Besitzer hat alle schwarzen Kunststoffteile in Wagenfarbe lackieren lassen. Stoßfänger vorne und hinten, die Seitenbeplankung usw. War sicherlich nicht billig. Außerdem sind die Glasscheiben mit tiefschwarzer Folie verdunkelt und der Van steht auf Alufelgen. Auch die Ausstattung ist für einen Van ganz okay.
Die Probefahrt und eine augenscheinliche Inspektion offenbaren keine gravierenden Mängel. Klar, hier und da gibt es ein paar Gebrauchsspuren, das bleibt nun mal nicht aus, der Bus ist schließlich schon 9 Jahre alt. Schnell noch die Preisverhandlung und anschließend mit den Papieren zur Zulassungsstelle.
Die folgenden Tage beschäftige ich mich damit, den Wagen zu „entkernen“. Das heißt, ich baue die hinteren Sitzbänke aus, entferne alle Plastikverkleidungen und rupfe den Boden raus. Wow, die Sitzbänke sind mal so richtig schwer. Das Auto ist nach dem Strip bestimmt 150kg leichter.
Da der Bus nun leer ist, setze ich mich an den Computer und plane den für mich bestmöglichen Grundriss. Das Auto hat eine Ladefläche von 217cm Länge und 189cm Breite sowie 167cm Höhe. Ich möchte unbedingt einen wohnlichen Ausbau, mit Schlaf- und Sitzgruppe, eine Küchenzeile, jedoch keine Nasszelle. Dafür aber einen Platz für einen „Notklo“, das ist mir wichtig. Nicht ganz einfach auf dieser kleinen Grundfläche.
Der Ausbau geht los
Der Grundriss steht soweit. Zuerst lege ich einen Boden, isoliere die Außenwände und verkleide diese. Danach fange ich mit dem Möbelbau an. Da ich keine Werkstatt habe, findet mein Ausbau in der Öffentlichkeit statt, dazu fahre ich oft ins Industriegebiet oder unter eine Autobahnbrücke, wo ich Niemanden störe.
Für den Möbelbau, benutze ich im sichtbaren Bereich, Birke Multiplex in 15mm, und alles was ich mit Teppich verkleide bzw. im nicht sichtbaren Bereich ist, baue ich mit Pappelsperrholz. Nichts desto trotz werden die Möbel subjektiv sehr schwer. Das merke ich auch beim Fahrverhalten des Wagens. Möglicherwiese werde ich in einem zukünftigen Projekt versuchen, die Masse zu reduzieren.
Die erste Version des Schrankes hinter dem Fahrersitz, ist lediglich eine Art Regalschrank, in dem ich Euroboxen als Stauraum nutze. Mittlerweile habe ich Schubladen gebaut und ein maximum an Stauraum aus dem Schrank geholt.
Um den Bus schnellstmöglich als Camper nutzen zu können, konzentriere ich mich nur auf den Möbelbau und Stromversorgung. Zunächst bleibt die Doppelsitzbank Vorne erhalten, auch gibt es noch keine Standheizung. Eine elektrothermische Kühlbox muss für den ersten Urlaub reichen und dann geht es im Juli auch schon los.
Ein 14 tägiger Roadtrip von Mainz nach Oberstdorf im Allgäu. Ein paar Tage später geht es nach St.Anton am Arlberg und Malchesine am Gardasee. Auf dem Rückweg verbringe ich noch ein paar Tage in den Alpen bei Bad Reichenhall. Während dieses ersten Roadtrips, muss sich der Ausbau bewähren. Dies ist auch gleichzeitig eine gute Gelegenheit herauszufinden, ob der Ausbau alltagstauglich ist. Den letzten Tag meines Roadtrips verbringe ich am Wanderparkplatz des Felsenmeer im Odenwald. Ich ziehe Fazit und beschließe einige Verbesserungen.
Upgrade 1: Schubladen und Fensterrahmen
Und so kommt es, das ich direkt nach meinem Roadtrip, den Bau von Schubladen und Fensterrahmen in Angriff nehme. Meine Handwerklichen Möglichkeiten sind aber, da ich keinen Werkraum habe, stark eingeschränkt. Für den Bau der Schubladen bestelle ich mir Teleskopauszüge und lasse mir im Baumarkt, das Plattenmaterial für die Schubladen passgenau zuschneiden. Zuhause, schraube ich alles zusammen und tausche die Euroboxen gegen die neuen Schubladen.
Nachdem ich das Schubladen Projekt beendet habe, nehme ich die Verkleidung der nackten Fensterrahmen in Angriff. Dazu habe ich mir erneut Plattenmaterial im Baumarkt besorgt. In die Platten säge ich verkleinerte Fenster und beziehe die Platten mit grauem Kunstleder. Dahinter montiere ich schwarze Gardienen, die an einer Leiste aufgehängt sind. Im Grunde eine simple Lösung.
Upgrade 2: Kühlbox und Standheizung
Das Problem mit der Kühlbox habe ich ebenfalls in Angriff genommen. Bisher habe ich eine billige thermoelektrische Lösung aus dem Campingzubehör benutzt. Das Problem ist, die Box braucht relativ viel Strom. Zudem ist die Kühlleistung mager und es ist ein ununterbrochenes brummen des Lüfters vorhanden. Das nervt auf Dauer. Nach langer Recherche habe ich mich für eine Kompressorkühlbox entschieden. Für die Kühlbox habe ich eine riesige Schublade gebaut und die Box einfach hineingestellt.
Die Möglichkeit Lebensmittel adäquat zu kühlen ist jetzt vorhanden, aber ich brauche auch etwas zum wärmen. Bei diversen Ausflügen im Herbst und Winter, war das übernachten im Van nicht unbedingt komfortabel. Es muss dringend eine Heizung nachgerüstet werden. Da es aber keinen Platz für Gasflaschen gibt, entscheide ich mich für eine 2kw Diesel-Standheizung. Leider ist der Van mit einer zweiten Klimaanlagen im Heck ausgestattet. Dieser Umstand verschenkt viel Platz und außerdem verhindern die Leitungen die Installation der Heizung auf der Fahrerseite. Da ich die Möbel vor der Installation der Heizung gebaut habe, installiere ich die Heizung unter dem Küchenmodul im Schiebetürbereich. Der vorherige Platz für Schuhe, weicht zugunsten der Standheizung.
Upgrade 3: Dachträger und Markise
Ein echter Campingvan braucht einen Dachträger mit einer Markise. Ein Bekannter schweißt aus Vierkantrohr, einen Dachträger für mich zusammen. Von einem Altteil übernehmen wir die fahrzeugspezifischen Füße, um das Ungetüm TüV-Gerecht, am Autodach zu montieren. Vorsorglich haben wir große Aussparungen für Solarpanele eingeplant, um die Panele versenkt montieren zu können. Zu guter letzt lackiere ich den Träger dick mit Hammerit und wir wuchten das Teil aufs Autodach. Jetzt noch die Kurbelmarkise dranschrauben – et voilá.
Upgrade 4: grosse räder
Der Ducato hatte, als ich ihn kaufte, auf 15″ Aluflegen mit 215/70er Reifen gestanden. Mal ganz ehrlich. Was hat sich Fiat bei dieser Rad-/Reifenkombination nur gedacht? Der Bus hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,3t. Bei Kurvenfahrten fühlt sich das nicht gut an. Außerdem brauchen diese kleinen Räder einen enorm hohen Luftdruck und Fahrkomfort ist etwas anderes.
Viele Ducato-Fahrer rüsten ihre Vehikel auf 18″ Räder um. Allerdings montieren die Meisten dabei Offroad-Reifen der Größe 255/55 R18. Irgendwie kommt mir das ein wenig übertrieben für einen L1H1 Van vor. Und deshalb orderte ich Ganzjahresreifen, ohne Offroad-Profil, in 235/60 R18. Die neuen Räder haben einen 7% größeren Abrollumfang, sodass eine Tachangleichung nötig wird. Jetzt noch Alles vom TüV abnehmen lassen und gut ist.
Upgrade 4: Anhängerkupplung und weiteres
Zu guter letzt, gönne ich mir noch ein paar weitere Annehmlichkeiten, die den Van zusätzlich aufwerten. So habe ich eine Anhängerkupplung anbringen lassen, um einen Fahrradträger nutzen zu können. Im Innenraum habe ich die Doppelsitzbank durch einen Einzelsitz wechseln lassen und für etwas mehr Sound, wurde ein Doppel-DIN-Radio von Kenwood sowie Lautsprecher von Eton eingebaut. Im Wohnraum hat schlussendlich noch ein TV mit DVD Player Einzug erhalten.
Mit den Änderungen geht es auf meinen nächsten Roadtrip. Dabei geht es von Deutschland nach Frankreich bis Spanien. Ich bin 16 Tage unterwegs und die Standheizung ist ihr Geld wert. Gleich am ersten Tag des Trips, schwingt das Wetter drastisch um und es wird sehr herbstlich und kalt. Dank der Heizung muss ich jedoch nicht frieren und habe einen guten Schlaf. Der Komfort im Wagen, ist nach den Umbauten, deutlich besser als zuvor.
jetzt kommt die Roomtour
Gesammelte Erfahrungen und das Fazit
Zum Zeitpunkt als ich diesen Artikel schreibe, habe ich mehr als 400 Nächte in meinem Van geschlafen, davon auch mal 5 Monate am Stück. Ich nutze den Wagen zu jeder Jahreszeit und Witterung. Einige Dinge würde ich Heute jedoch anders bauen und andere genau so wie ich es gemacht habe.
Würde ich wieder einen vollverglasten Fensterbus nehmen?
Ganz klar nein. Die hinteren Seitenscheiben sowie die Scheiben in den Hecktüren würde ich nicht wieder haben wollen. Sie stellen einfach nur riesige Wärmebrücken dar und im Winter sammelt sich eine große Menge an Kondenswasser an ihnen. Die werksseitigen Seitenscheiben in der Mitte des Vans, sind genial und der Wagen sieht von außen erheblich besser aus, als mit irgendwelchen Wohnmobilfenstern.
Den Möbelausbau bzw. Grundriss finde ich auch jetzt noch, für diese Fahrzeuggröße, genial. Ob ich jedoch das Bett nochmal zum umbauen planen würde, bin ich mir nicht sicher. Ich habe in der Vergangenheit diese Möglichkeit eigentlich fast nie genutzt – es geht eben viel Stauraum verloren. Außerdem ist die Konstruktion, wegen der zwei massiven Sitzboxen und des Tisches deutlich schwerer, als eine Festbett Konstruktion. Etwas was ich in Zukunft noch ändern werde, ist die Wasseranlage und die Position der Batterien. Diese sind beim jetzigen Ausbau in den hinteren Sitzboxen untergebracht. Deutlich besser wäre es, die Batterien unter dem Beifahrersitz zu verstauen und ggf. auf Lithium Batterien umstellen. Bei der Wasseranlage möchte ich von der Kanisterlösung weg kommen und Tanks verbauen. Außerdem möchte ich auf ein Druckwassersystem upgraden.
Der Dachträger samt Kurbelmarkise kommt ebenfalls so gut wie nie zum Einsatz. Von diesem Konstrukt werde ich mich vermutlich ebenfalls verabschieden. Eine Airline-Schiene auf dem Dach und ein Tarp wiegen nur einen Bruchteil der Markise.
Wie du sehen kannst, ist so ein Van-Ausbau niemals fertig. Es gibt immer neue Ideen und das macht auch den Reiz, meiner Meinung nach, bei einem Selbstausbau aus. Es werden sicher noch weitere Berichte über meinen Van folgen, sei also gespannt…
Wenn dir meine Geschichte gefällt, schreibe mir gerne einen Kommentar unten in die Box. Es würde mich freuen und motivieren weitere Stories über Unternehmungen und Mikroabenteuer zu schreiben. Also, bis demnächst zu einem neuen Abenteuer in diesem Blog…. tschüüüüs!