Mir ist wirklich langweilig, der Corona Lockdown ist zwar etwas gelockert, dennoch bin ich genervt, dass ich nicht zurück nach Thailand reisen kann. Was tun? Rad fahren? hmmm, warum nicht – aber wohin? Transalp? Wär schon cool. Alleine? Mal in der ADFC Mitfahrbörse gucken. Niemand zu finden – dann eben alleine. Also suche ich meine Packtaschen und Campingklamotten zusammen. Es soll mit dem Fahrrad einmal durch die Alpen gehen mit dem Ziel ans Meer zu kommen. Zeitlich, open end. Nun, ich habe kein MTB sondern lediglich ein Tourenrad Marke Eigenbau mit Straßenreifen, aber genau für solche Touren habe ich mir das Teil zusammengebaut – sollte also kein Problem sein, solange ich auf halbwegs befestigten Wegen bleibe. Da mich der Weg von Mainz bis ins Alpenvorland nicht wirklich reizt, möchte ich irgendwo nahe der Berge losfahren. Ich bin schon relativ lange keine langen Touren mehr mit dem Rad gefahren und so vermeide ich tunlichst eine genaue Vorplanung, die mich nur unnötig unter Druck setzt. Ehrlich gesagt, was soll der Scheiß? Einfach drauf losfahren ist doch sowieso praktischer und vor allem interessanter. Außer meinem Smartphone nehme ich keine Orientierungshilfen mit. Keine Karten, kein Kompass, kein „Roadbook“. Die grobe Strecke habe ich im Kopf. Salzburg – Grado. Mal sehn wie ich hinkomme.
Am ersten Tag
Am 3. September 2020 mache ich mich frühmorgens auf dem Weg nach Bernau am Chiemsee. Ich möchte dort meinen Van parken und per Rad weiter fahren. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann auch schließlich Bernau und mache mich auch gleich auf die Socken. Als erstes Etappenziel plane ich Salzburg und dann mal sehen wie es mir geht.
Das Wetter ist super schön. Die Sonne scheint und es ist nicht zu heiß. Ich fahre kreuz und quer durch Bernau um ein Radwegeschild, was den Weg nach Österreich zeigt, zu finden. Das findet sich recht schnell und somit nehme ich einen Radweg. Der gefundene Weg bringt mich entlang des Alpenrandes auf Radwegen und Landstraßen schnell an mein Ziel. Ich erreiche Salzburg am Nachmittag und versuche eine Bleibe außerhalb der Stadt zu finden. Da ich ja nichts geplant habe, muss ich mich eben durchfragen um ein Plätzchen zu finden. Ich schlängel mich kreuz und quer durch die Stadt, ohne zu wissen wo ich raus komme, bis ich endlich am Flussufer der Salzach ankomme. Ist ja schon schön hier, aber es bleibt mir nur wenig Zeit um den Anblick zu genießen. Die Festung Hohensalzburg liegt hinter mir, ich beschließe am Flussufer nach rechts, also gegen den die Flussrichtung der Salzach zu fahren.
Ich beeile mich, schließlich weis ich nicht wo ich schlafen kann. Da ich mit Zelt und Schlafsack unterwegs bin, wäre mir ein Zeltplatz samt Dusche am liebsten. Ich radele noch ungefähr 20 km an der Salzach entlang und finde, außerhalb der Stadt, einen Campingplatz. Ich bin der einzige Gast mit Zelt, alle anderen sind per Wohnwagen oder Wohnmobil angereist. Schnell komme ich ins Gespräch mit anderen Urlaubern. Nach dem üblichen Smalltalk dusche ich und verschwinde im Schlafsack – gute Nacht.
Zweiter Tag
Die Nacht war frisch, Tau liegt auf dem Zelt. Ich habe gut geschlafen, jedoch merke ich die gestrige fahrt in meinen Knochen. Ich brauche recht lang um in Schwung zu kommen. Nach Abbau und zusammenpacken meines Nachtlagers, nehme ich direkten Kurs zurück auf den Alpe-Adria Radweg mit Ziel zum nächstgelegenen Frühstück. Das findet sich im Supermarkt – neben weiterem Proviant für den Tag. Das Wetter Heute Morgen ist neblig, frisch und feucht. Der Weg führt mich weiterhin an der Salzach entlang Richtung Süden. Der Radweg bringt mich tiefer in die Berge, das Wetter klart auf und stellenweise lugt die Sonne durch die Wolken. Meine Stimmung steigt.
Heute habe ich keine Power, ist vielleicht normal – was solls – und so schaffe ich heute nur rund 54km und erreiche bei strahlender Sonne am späten Nachmittag ein schönen Campingplatz in Schwarzach im Pongau. Der Campingplatz liegt etwas Höher und ich muss einen heftig steilen Anstieg in kauf nehmen. Schnell schlage ich mein Zelt auf und geh duschen. Am frühen Abend kommt eine andere Radfahrerin auf dem Campingplatz an und wir kommen ins Gespräch. Sie ist Mitte dreißig und nimmt sich eine kleine Auszeit von ihrem Job und möchte nach Kroatien. Wir beschließen eine Zeitlang zusammen zu fahren und quatschen bis tief in die Nacht.
Der dritte Tag
Der dritte Tag bricht an, mit strahlendem Sonnenschein. Auch diese Nacht hat sich wieder viel Tau auf dem Zelt abgelegt und die Klamotten von Gestern sind auch noch nicht getrocknet. Somit brauche ich noch etwas Zeit um Zelt und Kleidung in der Sonne zu trockenen. Mir geht es richtig gut und der heutige Tag bringt mich bis nach Obervellach an einen kleinen Wildwasserfluß, der Möll. Ich gönne mir zusammen mit meiner neuen Begleitung ein nettes Frühstück im Campingplatz eigenen Restaurant. Nach reichlich Kaffee und zwischenzeitlich getrockneter Ausrüstung geht es zurück auf den Radweg entlang der Salzach. Die heutige Etappe hat es in sich. Gleich zu Beginn geht es längere Zeit nur Bergauf aber dafür wird die Landschaft immer schöner.
Wir radeln immer leicht bergauf, parallel zur Salzach, bis wir schließlich bei Gigerach die Salzach verlassen und an der Gasteiner Ache weiterfahren. Die Berge werden immer Höher und Größer und plötzlich (und unerwartet) müssen wir durch einen Tunnel. Die Alternative wäre die alte Gasteiner Landstraße, bei der ich mir nicht sicher bin, ob diese überhaupt durchgehend zu befahren ist. Wir entscheiden uns für den etwa 1,6km langen Tunnel. Dieser hat einen eigenen Fahrradstreifen und damit gut als Radfahrer zu befahren. Die Luft ist okay, atmen fällt nicht schwer jedoch ist es aberwitzig laut durch die Autos. Wir sind heilfroh als wir den Tunnel endlich wieder verlassen, und machen eine Rast auf dem nächsten Parkplatz.
Nach einer kurzen Stärkung und einer kleinen Reparatur am Rad meiner Begleitung, machen wir uns auf den Weg nach Dorfgastein.
Dorfgastein wird einfach durchfahren. Es gibt außer der üblichen Alpendorf-Romantik nichts besonderes zu sehen. Die nächsten 15km gehen gemächlich Bergauf sind aber gut zu fahren, doch dann, dann geht es richtig bergauf – ich meine so richtig richtig. Vor uns liegt der Aufstieg nach Bad Gastein, dem Wolkenkratzerdorf inmitten der Hohen Tauern. Doch auch dieser Anstieg wird durch reine Muskelkraft bezwungen, sehe ich doch ausschließlich E-Bike-Fahrer. Die Leute staunen nicht schlecht als zwei schwerbeladene Normalrad-Fahrer, mit 200er Puls, sich den Berg hinauftreten. Mitten im Ort, eine kleine Brücke mit einem herrlichen Ausblick auf das Dorf und dem tosenden Wasserfall. Leider sind sämtliche Fotos und Videos unscharf – ich bin eben keine Foto Koryphäe – aber ich lerne dazu.
Nachdem wir das „Wolkenkratzerdorf“ durchquert haben, geht es noch einige Kilometer in Richtung Böckstein. Hier endet dann auch vorerst die Fahrt und wir müssen mit dem Zug weiterfahren, da es keinen Radweg in Richtung Obervellach gibt. Rund 30 Minuten später erreichen wir den Ort Mallnitz-Obervellach und radeln noch ein paar Kilometer bergauf um dann eine ca. 12km lange Abfahrt nach Obervellach zu genießen. In Obervellach steuern wir direkt den Campingplatz an. Nach einer schönen Dusche geht´s direkt zum Campingplatz eigenen Restaurant um superleckere Kässpätzle zu futtern. Nach dem Essen hocken wir noch bis tief in die Dunkelheit vor dem Zelt, und genießen das schöne spätsommerliche Wetter. Dann gehts ab ins Zelt – gute Nacht!
Wie es weiter geht und ob ich mein Ziel, die Adria, erreiche – erfährst du im zweiten Teil dieses Artikels. Komme gerne wieder und sei gespannt auf den weiteren Verlauf meiner Tour…
Wenn dir meine Geschichte gefällt, schreibe mir gerne einen Kommentar unten in die Box. Es würde mich freuen und motivieren weitere Stories über Unternehmungen und Mikroabenteuer zu schreiben. Also, bis demnächst zu einem neuen Abenteuer in diesem Blog…. tschüüüüs!