ich fahre gerne Rad. Über die Jahre hinweg hatte ich wirklich viele Fahrräder wie Mountainbikes, Rennräder, Trekking bzw. Crossräder. Aber irgendwie wollte ich immer ein Rad, das irgendwie universell alles kann. Lange Strecken, Gepäck, leichtes Offroad, Winter und Sommer. Ja, ich weiss, so ein universales Alleskönner Rad wird es nie so richtig geben, bzw. man muss etliche Kompromisse oder Abstriche in kauf nehmen.

2016 kam es dann, das ich mal wieder versuchte, eine solche eierlegende Wollmilchsau zu bauen. Noch lange bevor der Gravelbike Boom aufblühte, bestellte ich mir einen Stahlrahmen und fing an mir ein Rad zu bauen. Da ich, wie man an dieser Webseite sieht, sehr auf Pastell-Farben stehe, ließ ich den Rahmen in weiss-grün (RAL 6019) beschichten. Und weil mir ein mintgrüner Rahmen eben nicht genügte, ließ ich die Gabel, den Vorbau, die Felgen und Schutzbleche sowie die beiden Gepäckträger im gleichen Farbton pulvern.

Da stand nun mein neues Bike. Aufgebaut als klassischer Randonneur war ich damit in der Lage, längere Touren und leichtes offroad zu fahren. Nun ja, ich dachte es wäre so. Schon die erste Tour zeigt mir, das einige Dinge an dem Rad zu mir nicht passten. Am wenigsten kam ich mit dem Dropbar (Rennlenker) klar. Danach die Übersetzung. Ich hatte Shimano Rennrad Komponenten verbaut, die sich aber spätestens mit Gepäck in den Bergen als, für mich, nicht fahrbar erwiesen. Trotz Compact Kurbeln (34/50) kam ich damit nur schwer Berge hoch. Auf Asphalt ging es noch gerade so, aber auf Waldboden unmöglich. Auch die gewählten Reifen, Continental Sport Contact, waren nicht für mein Vorhaben optimal. Ich beschloss nachzuarbeiten.

Der erste Umbau

Es begann die erste Umbauphase des Rades, nur kurz nach dem fertig stellen. Zuerst musste der Rennlenker runter…. definitiv. Aber damit begannen auch schon die ersten, naja – Problemchen. Da ich zunächst einen gekröpften MTB-Lenker verbaute, mussten auch andere Brems- und Schalthebel her. Ich fuhr in den Radshop meines Vertrauens, doch der hatte nur Shimano SLX Bremsen vorrätig. Da ich keine Lust auf warten hatte nahm ich die günstigen Komponenten mit. Da ich das halbe Rad nun zerpflückt hatte, bot es sich an, das Problem mit der Übersetzung gleich mit zu lösen. Wie du vielleicht weisst, sind Rennrad und MTB Komponenten von Shimano, seit vielen Jahren nicht mehr kompatibel. Ich hatte das Rad mit einer 2×11 Ultegra Gruppe aufgebaut, jedoch kam ich mit der möglichen Übersetzung von 34/50 vorne und 28/11 hinten, nicht klar. Da ich jetzt ohnehin einen MTB Lenker und MTB Bremsen angeschraubt hatte, beschloss ich kurzerhand die Rennrad-Gruppe zu demontieren. In meinen Teilekisten lagen noch alte, aber gute Shimano Deore XT Teile. Also habe ich meinen schönen Randonneur zum Trekkingbike umgebaut. Ab jetzt ganz oldschool mit einer XT 3×9 Gruppe. 

Von nun an kam ich, auch mit Gepäck, jeden Berg hoch. Das Rad fuhr sich sehr gut und ich unternahm eine mehrtägige Tour entlang der Nahe bis zur Bostalsperre und von dort über Rammstein wieder nach Hause. Trotzdem, irgendwie störte mich etwas. Das Rad hatte einfach keinen Style mehr…. zu deutsch, es sah beschissen aus.

Der zweite Umbau

Da mein Rad jetzt wie ein ordinäres Trekking-Bike aussah, musste dringend am Style etwas geschehen. Zuvor hatte ich einen mintgrünen Stahl-Randonneur mit Brooks Ledersattel, und jetzt…. einfach kein Style. Also, wie bekomme ich es hin, das mein Rad wieder stylish da steht, aber auch meine Bedürfnisse an Komfort und universeller Einsetzbarkeit genügt?

Der Riser-Lenker muss runter…. definitiv. Ich habe mir einen Ergolenker von SQ-Lab gekauft, der einem klassischen französischen Trainingsbügel ähnelt. Passend zum Sattel, kamen jetzt noch fette Brooks Ledergriffe an den Lenker. Das Gesamtbild sah schon deutlich besser aus, als mit einem MTB-Riser-Lenker. Auf ersten Touren erwies sich der neue Lenker als angenehm, wenn auch ungewohnt bei offroad fahrten.

Die Reifen…. nun, das Rad hatte ich ja zunächst mit Continental Sport Contact Reifen in 37/622 aufgebaut. Gut zu fahren auf der Straße, aber auf Feld- oder Waldwegen wenig Grip. Wenns schlammig wurde war schnell Feierabend. Da ich das Problem schnell lösen wollte habe ich zunächst auf Schwalbe Marathon in 42/622 gesetzt. Jetzt passten die Schutzbleche nicht mehr. Macht nichts, die mintgrünen Stahlbleche sind ohnehin ständig an den Gepäckträger geschlagen, und so besorgte ich mir klassische SKS Kunststoff-Schutzbleche in schwarz.

Mit diesem Setup bin ich so die nächsten Jahre unterwegs. Klar, kleinere Umbauten gab es immer wieder. So trennte ich mich zum Beispiel von den Brooks Komponenten und montierte einen Terry Sattel. Die Ledergriffe tauschte ich gegen ergonomische Schaumstoff-Griffe, da die Rapidfire-Hebel gegen die fetten Lenkergriffe stießen.

Der dritte Umbau

Mittlerweile ist es 2022. Ich bin etliche schöne Touren mit meinem mintgrünen Stahlross gefahren. Hauptsächlich aber dient mir das Rad bei alltäglichen Erledigungen. Einkaufen oder zur Arbeit fahren, Tagestouren und manchmal auch leichtere MTB-Touren. Sogar eine Transalp-Tour von Deutschland nach Italien hat es klaglos hingenommen. Das Fahrrad begleitet mich überall hin, bei Wind und Wetter. Nun, die Beanspruchung ging nicht ohne Verschleiss am Rad vorüber. Die Kettenblätter, die Kette, die Bremsbeläge und andere Komponenten sind verschlissen und auch sonst macht sich der Zahn der Zeit bemerkbar. Ich beschließe das Bike komplett zu zerlegen und neu aufzubauen.

Nicht schön!

Nachdem ich das Fahrrad komplett in seine Einzelteile zerlegt habe, kommt so manche unschöne Entdeckung zu Tage. Hauptsächlich verrostete Schrauben. Nahezu alle Schrauben, ob an Vorbau, Sattelstütze, Gepäckträgern oder sonst wo, sind verrostet. An so manchem Teil, hat der Zahn der Zeit mehr genagt als an anderem. Ich begreife das Premium-Komponenten nicht unbedingt besser sein müssen, als Günstigere. Ich möchte dir zeigen wie so manches Bauteil im Detail nach rund 6 Jahren Nutzung aussieht. Von so manchem Teil bin ich brutal enttäuscht und anderes überraschte mich.

Beim ersten Aufbau war für mich klar, das eine Dynamo Beleuchtung dran kommt. LED Scheinwerfer waren mittlerweile in der Lage, ein wahnsinnig schönes Lichtfeld vor das Fahrrad zu zaubern – sogar StVO konform. So entschied ich mich für eine Lichtanlage von Supernova, genauer gesagt dem Supernova E3 pro Scheinwerfer samt dem LED Rücklicht für Gepäckträgermontage. Befeuert wurden die Lampen durch einen SON 28 Nabendynamo.

Die Ersten vier Jahre leistete die Lichtanlage hervorragende Arbeit. Doch mit zunehmenden Alter, traten Probleme auf. Im Winter 2020 wurde der Scheinwerfer dunkler. Ich entdeckte, das Wasser in die Lampe eindrang, und den Reflektor stark verschmutzte. Ich stellte mir die Frage, wie das an einem 170 € teuren Premium-Teil passieren kann. Im gleichen Winter quittierte dann auch noch eine der drei LED´s am Rücklicht seinen Dienst, ebenfalls ein Teil des Premium Herstellers Supernova. Mehrfach habe ich versucht die Lampe zu öffnen, leider vergeblich. Nach trocknen der Lampe, ist der Reflektor stark verschmutzt und ich beschließe, in Zukunft auf eine fest verbaute Lichtanlage bzw. auf Lampen von Supernova zu verzichten.

Der nun arbeitslose Nabendynamo soll in Zukunft mit einem entsprechendem Ladegerät eine Powerbank laden. Welche es wird, habe ich noch nicht entschieden.

Verschleiss der Komponenten

Das mit der Lichtanlage ist ärgerlich aber nicht das Einzigste was der Beanspruchung schlecht getan hat. 

Beim zerlegen des Rades, fiel mir auf, das die Sattelstütze irrsinnig fest im Rahmen sitzt. Ich sage nur Kontaktkorrosion. Obwohl die Stütze gut gefettet eingesetzt war, gammelte diese im Laufe der Jahre im Sattelrohr fest. Mit etwas Mühe, ließ sie sich dann doch entfernen, aber sah schon recht mitgenommen aus. Dabei erscheint es fast schon nebensächlich, das die schwarze Eloxierung stark verblichen war.

Der Ausbau der Kurbeln und des Tretlagers hat ebenfalls einen Aha-Effekt bei mir ausgelöst. 2017 hatte ich eine komplette neuwertige Shimano Deore XT Gruppe von 2007 mir 3/9 Antrieb verbaut. Schalthebel, Schaltwerk und Umwerfer sind beim zerlegen in einem sehr guten Zustand. Nach gründlicher Reinigung sehen die Teile wieder neuwertig aus. Die Kurbelgarnitur aber leider nicht. Ich meine jetzt nicht den Verschleiß der Kettenblätter, sondern vielmehr das sich die Kurbeln nur gewaltsam ausbauen ließen. Die Welle der Hollowtech Kurbeln wirkt aufgequollen, als hätte sie im Durchmesser zugenommen. Tatsächlich hat sich auf der Welle eine Verkrustung gebildet, die sich nicht einfach entfernen ließ.

Die Lagerschalen des BSA Tretlagers ließen sich hingegen sanft aus dem Lagergehäuse schrauben waren allerdings vollkommen verschlissen und wurden samt Kette und Kassette entsorgt.

Dann gibt es da ein kleines Zubehörteil, von dem ich ebenfalls sehr enttäuscht bin, und zwar der Klingel. Ja, du ließt richtig – die Klingel. Warum aber? Was kann an einer Klingel schon kaputt gehen, bekommt man doch für 3€ überall eine Neue. 

2018 habe ich beim stöbern in einem Fahrradgeschäft eine sehr stylische Klingel gefunden. Dabei handelt es sich nämlich um die damals 30€ teure Knog Oi Glocke. Leider ist die Klingel nicht besonders wertig. Nach kurzer Zeit hängt der Klöppel schief und die Feder rostete sich zu Tode – ab in den Müll und nie wieder kaufen. Ab jetzt wird gerufen … hahaha.

Aber es gibt auch viele erfreuliche Tatsachen die beim auseinander bauen zutage getreten sind. Am Anfang war ich ja eher skeptisch, ob eine Pulverbeschichtung auf den Felgen oder den Gepäckträgern halten würde. Nun, es hält – bis Heute. Bis auf grobe Verschmutzungen an den Speichenlöchern ist der Zustand der Beschichtung intakt. An keiner Stelle ist das Pulver abgeplatzt oder gerissen. Wichtig jedoch war es, eine Felge zu wählen, die keine Ösen aus Stahl hat. In meinem Fall hatte ich ich mich für die robusten Rigida Andra Felgen entschieden. Auch die Naben laufen weich wie am ersten Tag. Keinerlei Verschleiss der Lager oder der Beschichtung zu finden. Im Vorderrad fahre ich den SON 28 Nabendynamo, der nach Reinigung und Politur wie am ersten Tag erstrahlt. Im Hinterrad dreht sich eine Novatec SL 4in1 Nabe. 

Gepäckträger und Lowrider sind von Tubus, also ebenfalls aus Stahl. Schlecht ist, alle Schrauben sind stark verrostet. Gut ist, die Qualität der Gepäckträger ist super. Auch die Pulverbeschichtung hält gut, muss aber an den Kontaktstellen mit den Taschen durch ein Gewebeband geschützt werden. Der Hersteller weist auf seiner Website sogar darauf hin und legt den Trägern entsprechende Klebepads bei – vorbildlich.

Ich brauche Ersatzteile

Nachdem ich das komplette Rad zerlegt und Rahmen aufbereitet habe, brauche ich dringend neue Anbauteile. Leichter gesagt als getan. Heutzutage geht man eben nicht mal so einfach in ein Fahrradgeschäft und kauft eine neue Antriebsgruppe oder Bremsen. Nahezu jeder Radladen erklärt mir nichts auf Lager zu haben – aber ich könne meine Teile im Laden bestellen. Also mal ehrlich, das kann ich auch selbst – meistens sogar deutlich billiger als im Laden. Sorry liebe Einzelhändler, wo ist eure Daseinsberechtigung wenn ihr keine Ware an Lager habt? Dieser Trend ist mir nicht nur bei Fahrradläden aufgefallen, sondern zieht sich durch alle Branchen.

Aber auch bei sämtlichen großen Onlinehändlern ist wenig bis gar nichts zu bekommen. Lieferzeiten von bis zu 50 Wochen! Auch komplette Fahrräder sind nicht zu bekommen – ellenlange Lieferzeiten. Nicht ein einziger Online-Shop kann mir die benötigten Teile in einer angemessenen Zeit als Bundle anbieten. Erschwerend hinzu kommt, das fast alle Standards der Anbauteile in den vergangenen Jahren sich verändert haben. Ich könnte ein Buch darüber schreiben…. aber lassen wir das. Nur so viel sei gesagt, Achsbreiten, Tretlagernormen, Bremsenaufnahmen, Freiläufe für Kassetten etc…. Vieles davon wurde zum Teil mehrfach in den vergangenen Jahren geändert. Mein Rahmen ist so gebaut, wie es mindestens seit den 70ern Standard war. 135mm Achsbreite, BSA Tretlagergehäuse, Schaltauge und außenliegende Bowdenzüge. Doch modernste Fahrradrahmen haben nichts mehr gemeinsam mit meinem. Boost Hinterbauten und Kurbelgarnituren, Press-Fit Tretlagergehäuse, direct mount Schaltwerke und Bremsaufnahmen, integrierte tapered Steuersätze, innenliegende Bowdenzüge oder gar elektrisch angesteuerte Schaltwerke usw. usw. usw.

Es bleibt mir nichts anderes übrig, als alle benötigten Ersatzteile als Einzelkomponenten bei diversen Online-Shops zu bestellen – aber ich habe es geschafft. Jetzt kann ich endlich mein Rad wieder zusammenbauen.

Altes Rad ganz neu

Schnell baue ich die frisch eingetroffenen Teile an mein Rad. Da ich keine vollständige und passende Bremsanlage finden kann, erneuere ich die bestehende. Neue Bremsbeläge und frisches Öl müssen vorerst reichen. Gerne hätte ich zugunsten einer Clanen Optik die Bremshebel mit den Schalthebel verbunden. Leider nicht möglich, da Shimano diesen Standard auch schon mindestens zwei mal überarbeitet hat. Es sind auch keine passenden Adapter aufzutreiben.

Da eine 42-11 11-Fach Shimano Kassette ebenfalls nirgends zu bekommen ist, habe ich eben eine entsprechende von Sunrace gekauft. Da die Sunrace Kassette einen roten Spider und Verschluss hat, habe ich dem Rad ein paar kleine rote Details wie Schrauben und Vorbau-Spacer spendiert. Ich finde, es sieht gar nicht mal schlecht aus.

Die Frage aller Fragen - mit oder ohne Träger?

Zunächst war ich mir nicht sicher ob ich die Gepäckträger wieder monieren soll. Mittlerweile gibt es ja richtig schöne Bike-Packing-Taschensysteme und es liegt gerade im Trend. Aber irgendwie sieht mein Rad so unvollständig, ohne seine Träger aus und außerdem habe ich die Front- und Back-Roller Taschen von Ortlieb. Zum einkaufen sind diese allemal besser als Bikepackingtaschen. Also nehme ich die zwei Kilo mehr am Rad in kauf und montiere die Tubusträger.

Zum Schluss mein Fazit

Es war eine gute Entscheidung das Rad neu aufzubauen. Die neuen Shimano SLX Komponenten sind ein Traum. Kein Vergleich zu dem verschlissenen Deore XT Antrieb. Anfangs war ich skeptisch ob mir der 2 mal 11 Antrieb mit 26/36 vorne und 42/11 hinten ausreicht. Schließlich ist 36/11 keine Mörder Übersetzung (Entfaltung 7,36m) – aber es reicht mir. Bei einer 80er Trittfrequenz stehen 35km/h an, und die muss man mit einem 13kg schweren Reiserad erstmal erreichen oder gar halten können. Im ersten Gang (26/42) habe ich eine Entfaltung von 1,38m. Die Gesamtübersetzung ist laut Ritzelrechner.de bei 529%, also in etwa gleich mit einer Rohloff-Nabe.

Die alte Ritchey WCS Sattelstütze habe ich gegen eine Syntace P6 getauscht, bei der ich noch versuchen werde, das Logo zu entfernen.

Schutzbleche, einen Seitenständer, eine Lichtanlage oder eine Glocke werde ich nicht mehr verbauen. Um bei Dunkelheit fahren zu können, nutze ich ein älteres Akku Lampenset von B+M – das Ixon Core. Über ein entsprechendes Ladegerät wird es wohl möglich sein, die Lampen mit dem Nabendynamo oder eine Powerbank zu laden. Hier schwebt mir eine Lösung von Cinq oder NC17, die im Gabelschaft verschwindet, vor.

Wenn dir meine Geschichte gefällt, schreibe mir gerne einen Kommentar unten in die Box. Es würde mich freuen und motivieren weitere Stories über Unternehmungen und Mikroabenteuer zu schreiben. Also, bis demnächst zu einem neuen Abenteuer in diesem Blog…. tschüüüüs!

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